Ich bin schon mehrmals gefragt worden, ob ich nicht ein Kochbuch für Bipolare schreiben könnte, damit die Leser meiner Bücher gleich eine entsprechende Umsetzungsempfehlung erhalten. Deshalb freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass es ein solches Kochbuch nun zu kaufen gibt. Es trägt den Titel: „Ernährung für die Psyche – das Kochbuch“ und ist im Riva Verlag erschienen. Die Autoren sind eine Psychiaterin und ein Koch und Ernährungsberater. Es kostet 25 Euro.

 

Dieses Buch ist allerdings viel mehr als „nur“ ein Kochbuch. Es ist die erste deutschsprachige Beschreibung der Ernährungspsychiatrie!

Sie kennen diesen Begriff gar nicht? Da geht es Ihnen wie vielen, selbst Psychiater kennen diesen nicht. „Ernährungspsychiatrie oder ‚Nutritional Psychiatry‘ ist eine junge Disziplin an der Schwelle der Psychiatrie zur Ernährungswissenschaft. Sie befasst sich mit der Verwendung von Ernährungsstilen und Nährstoffen zur Behandlung und Vorbeugung psychischer Erkrankungen.“ (S.11)

Die Psychiaterin, Frau Dr. Sabrina Mörkl, und der Koch und Ernährungsberater Attila Varnagy haben das Kochbuch gemeinsam geschrieben. Dr. Mörkl hat an der MedUni Graz das Wahlfach „Ernährungspsychiatrie“ etabliert und betrieb eine Privatpraxis mit dem gleichen Schwerpunkt. Kürzlich wurde sie zur Professorin berufen und lehrt und forscht auf dem Gebiet der metabolischen Psychosomatik.

 

Ursächlich behandeln heißt auch richtig essen

Im umfangreichen theoretischen Teil des Buches erklärt sie, dass die heutige Psychiatrie zwar vielen Menschen hilft, es aber auch Menschen gibt, die chronisch krank und dauerhaft beeinträchtigt bleiben. Trotz Medikamente erleiden Menschen Rückfälle und eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. „Selbstverständlich bin ich froh, dass es in der Psychiatrie gute und schnell wirksame Medikamente gibt. Sie wirken gezielt und unterdrücken ein Symptom. Das kann in gewissen Situationen lebensrettend sein. Die Unterdrückung eines Symptoms ist aber oftmals damit vergleichbar, dass man nur den lästigen Ton des Feueralarms abstellt, ohne nachzuschauen, ob es wirklich irgendwo brennt. … Seitdem ich ernährungsmedizinische Ansätze in meiner Praxis verwende, habe ich erlebt, dass eine langfristige Stabilisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen möglich ist.

Tatsächlich besteht der biologische Part jedoch aus weit mehr als der chemischen Beeinflussung einzelner Nervenbotenstoffe im Gehirn durch ein Medikament. Eine umfassende, biopsychosoziale Medizin darf nicht nur ‚pharmakopsychosozial‘ denken und behandeln, sondern muss auch die Biologie und Biochemie, die Baustoffe des Körpers, den Energiestoffwechsel und die Nervenbotenstoffe gleichermaßen in der Behandlung berücksichtigen. Eine Lebensstilmedizin mit Ernährung und Bewegung als Grundpfeiler bildet somit die Basis jeder psychiatrischen Behandlung. …

Wenn wir ursächlich helfen und behandeln wollen, reicht es wahrscheinlich nicht, nur Symptome zu behandeln. Wir müssen auch das, was gesund ist, unterstützen und die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen.“ (S.9)

 

stabilität braucht nährstoffe

Frau Dr. Mörkl erklärt anschaulich wie viele Stoffe und Co-Faktoren nötig sind, um die Nervenbotenstoffe herzustellen. Das unterstreicht die Notwendigkeit und Wichtigkeit einer Vielzahl von Nährstoffen, wie z.B. Omega-3-Fette, Vitamin D, B-Vitamine, Magnesium und Zink.

Sie geht auch auf das Thema Entzündungen und psychische Erkrankungen und die Rolle der Darm-Hirn-Achse ein. Der Leser erfährt etwas über Psychobiotika und warum die mediterrane Ernährung viele Vorteile hat.

Im Folgenden widmet die Autorin den wichtigsten psychischen Erkrankungen eigene Kapitel, in denen man erfährt, welche Nährstoffe vorteilhaft sind und in welchen Lebensmitteln man diese findet. Also nicht nur Theorie, sondern auch ganz praktische Vorschläge.

Am umfangreichsten werden die Depression und die Angsterkrankungen besprochen. Es gibt auch ein Kapitel zur bipolaren Störung.

Alle Kapitel enden mit einer Zusammenfassung, in der die Basistherapie beschrieben wird. Es folgen Tipps zu „Hinzufügen, was fehlt“ und „Weglassen, was schadet“

 

Rezepte für jeden bedarf

Im Rezeptteil findet man diverse Rezepte, die in folgende Gruppen geordnet sind:

  • Aktivierende Rezepte, z.B. Kartoffel-Tomaten-Paprika-Auflauf mit Feta und Nüssen
  • Beruhigende Rezepte, z.B. Thymian-Lavendel-Aprikosen mit Mozzarella
  • Mikrobiom-regulierende Rezepte, z.B. Haferflocken-Quark-Plätzchen
  • Rezepte für die Gehirngesundheit, z.B. Pfifferling-Tatar mit Safran und Granatapfel auf Rucola und Ciabatta-Chips

Alle Rezepte sind mit wunderschönen Fotos bebildert. Auch wenn die Zutatenlisten manchmal lang sind und Zutaten enthalten, die in der deutschen Küche nicht so üblich sind, wie Lavendel oder Cashewkerne, lohnt es sich, davon einiges nachzukochen. Ihre Stimmung und Ihr Antrieb wird es Ihnen danken.

„Sich selbst zu ernähren, ist ein Akt der Selbstfürsorge und kann … tatsächlich ein Element sein, sich einer psychischen und körperlichen Erkrankung … entgegenzustemmen.“ (S.9)

 

Lassen Sie sich überraschen!