Über den Autor

William J. Walsh (PhD) ist ein amerikanischer Wissenschaftler und Pionier auf dem Gebiet der nährstoffbasierten Medizin. Er ist Präsident des gemeinnützigen Walsh Research Institute und ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Ernährungsmedizin und ein wichtiger Wissenschaftler, der den Weg für nährstoffbasierte Psychiatrie und Ernährungsmedizin ebnet.

In den letzten 30 Jahren Dr. Walsh hat biochemische Behandlungen für Patienten entwickelt, bei denen Verhaltensstörungen, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (Hyperaktivität), Autismus, klinische Depressionen, Angstzustände, bipolare Störungen, Schizophrenie und Alzheimer-Krankheit diagnostiziert wurden, die von Ärzten auf der ganzen Welt verwendet werden. Darüber berichtet er in seinem o.g. Buch, das den englischen Originaltitel „Nutrient Power“ trägt.

Walsh sieht sich in der Tradition seines Lehrers, dem amerikanischen Psychiater Dr. Carl C. Pfeiffer (1908-1988). Dieser interessierte sich für den Spurenelement- und Mineralstoffwechsel bei Schizophrenie und Bipolarer Störung und untersuchte den therapeutischen Einsatz von Aminosäuren bei verschiedenen Erkrankungen. Unter anderem beschäftigte er sich auch mit einer Stoffwechselstörung, die durch eine Färbung des Urins auffiel und deshalb von Abram Hoffer, einem Kollegen von Pfeiffer, als „Malvenfaktor“ bezeichnet wurde.

Pfeiffer gründete das Princeton Brain-Bio Center, eine ambulante Behandlungseinrichtung mit Spezialisierung auf orthomolekulare Psychiatrie und Medizin. Er argumentierte: „Für jedes Medikament, von dem ein Patient profitiert, gibt es einen natürlichen Stoff, der die gleiche Wirkung erzielen kann.“ Pfeiffer war davon überzeugt, dass biochemische Ungleichgewichte für viele psychische Probleme verantwortlich seien. In seiner Datenbank sammelte er Analyseergebnisse von mehr als 20.000 Patienten.

William J. Walsh setzte Pfeiffers Arbeit nach dessen Tod fort. Auf seiner Webseite www.walshinstitute.org kann man mehr Informationen darüber erhalten, allerdings nur auf Englisch.

 

behandlungskonzept ohne Psychopharmaka

In seinem Buch stellt er sein natürliches Behandlungskonzept vor, das ohne Psychopharmaka auskommt.

Darin heißt es: „Die Psychiatrie hat in den letzten 50 Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht, braucht aber eine neue Ausrichtung. Die heutige Betonung der medikamentösen Behandlung wird sich nicht über die Zeit halten. Medikamente haben Millionen von Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Störungen geholfen, aber der Nutzen ist meist nur partiell und mit unangenehmen oder unerträglichen Nebenwirkungen verbunden. Die medikamentöse Therapie ist eher eine Kunst als eine Wissenschaft und erfordert ein erhebliches Maß an Versuch und Irrtum. Eine grundlegende Einschränkung besteht darin, dass Psychopharmaka fremde Moleküle sind, die zu einem anormalen Zustand führen, anstatt Normalität zu schaffen. Es ist unwahrscheinlich, dass zukünftige Psychopharmaka jemals universell wirksam oder frei von Nebenwirkungen sein werden. Ein neuer Ansatz ist erforderlich.“ [1]

Walshs Buch stellt ein fortschrittliches Nährstofftherapiesystem vor. Dieser Ansatz erkennt an, dass die meisten Menschen aufgrund genetischer und umweltbedingter Faktoren ein Nährstoffungleichgewicht aufweisen, das auf verschiedene Weise Unheil anrichten kann:

  • Serotonin, Dopamin und andere wichtige Neurotransmitter werden im Gehirn kontinuierlich aus Nährstoffrohstoffen produziert, die möglicherweise in falschen Konzentrationen vorliegen;
  • Nährstoffungleichgewichte können epigenetische Prozesse verändern, die die Neurotransmitter-Aktivität an den Synapsen steuern;
  • ein Mangel an antioxidativen Nährstoffen kann den Schutz des Gehirns vor toxischen Metallen lähmen.

Dieser „Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass die meisten Menschen aufgrund genetischer und umweltbedingter Faktoren an Nährstoff-Ungleichgewichten leiden.  […] Biochemische Therapien mit im Körper natürlicherweise vorkommenden Substanzen können die Spiegel dieser entscheidenden Nährstoffe im Gehirn ausgleichen und sich positiv auf die seelische Gesundheit auswirken.“ [2]

Der große Vorzug der biochemischen Therapie bestehe darin, dass gravierende Nebenwirkungen, die die Einnahme von Psychopharmaka mit sich bringen, hier fehlen. Denn beim medikamentösen Einsatz werden Moleküle eingesetzt, die dem Gehirn fremd sind und einen unnormalen Zustand herbeiführen. Eine biochemische Therapie könnte die psychiatrischen Medikamente als bevorzugte Behandlungsmethode schrittweise ersetzen, heißt es in der Einleitung zu seinem Buch.

 

Hier einige Beispiele:

Kupfer

Ein Kupferüberschuss, führt tendenziell zu einer Erniedrigung des Dopaminspiegels und zur Erhöhung des Noradrenalins. Diese Unausgewogenheit wurde mit Schizophrenie, bipolarer Störung, Wochenbettdepression, ADHS und Autismus in Verbindung gebracht.

Die meisten Menschen mit erhöhten Kupfermengen im Blut haben auch niedrige Zinkwerte und zu viel oxidativen Stress. Das prädisponiert zu psychischen Störungen.

Eine Nährstofftherapie zur Normalisierung der Kupferwerte kann die Dopamin- und Noradrenalinwerte normalisieren.

 

Vitamin B6

Das Vitamin B 6 spielt im Gehirn eine wichtige Rolle, es kommt ungefähr 100-mal konzentrierter vor als im Blut. Reizbarkeit, Depression, schlechtes Kurzzeitgedächtnis und Psychosen können mit einem schweren Mangel an B6 in Verbindung gebracht werden. Das überrascht nicht, denn Serotonin, Dopamin und GABA sind von B6 abhängig.

Bei Menschen mit einem genetischen oder erworbenen B6-Defizit besteht die Tendenz, unzureichende Mengen an Serotonin im Gehirn zu produzieren, wodurch eine Neigung zu Depression, Zwangsstörungen und andere psychische Probleme entsteht.

Antidepressiva, insbesondere Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer können bei diesen Menschen die Serotonin Aktivität erhöhen.

Eine Nährstofftherapie mit der aktivierten Form von Vitamin B6 (P5P) kann das auch.

Vitamin B6 in der P5P-Form wird auch für die Synthese von Dopamin und GABA gebraucht. Ein unnormal niedriger Spiegel an diesen Neurotransmittern führt zu ADHS, Depression, Angst und Schlafstörungen.

Diese werden gewöhnlich mit Amphetaminen, selektiven Serotonin-Wiederaufnehme-Hemmern oder Benzodiazepinen behandelt.

Eine Nährstofftherapie mit der aktivierten Form von Vitamin B6 (P5P) kann das auch.

 

Zink

Zinkmangel ist bei Weitem die häufigste biochemische Unausgewogenheit bei Menschen mit psychischen Problemen. Mehr als 90 % aller Menschen mit Depression, Verhaltensstörungen, ADHS, Autismus oder Schizophrenie leiden an einem Plasma-Zinkmangel, dessen Spektrum von leichtem bis schwerem Mangel reicht. Man nimmt an, dass die meisten psychischen Störungen mit oxidativem Stress einhergehen, durch den die Zinkspeicher entleert werden. Außerdem spielt Zink eine Rolle bei der Aktivierung oder Hemmung von NMDA-Rezeptoren, die für eine gute psychische Gesundheit essenziell sind.

 

Aminosäuren

Aminosäuren sind die Baustoffe, aus denen die Neurotransmitter bestehen. Durch Nahrungsdefizite oder genetische Abweichungen können zu wenig davon im Gehirn ankommen. Ohne sie, kann die Menge an Botenstoffen nicht gesteigert werden.

 

Fettsäuren

Unausgewogenheiten bei den Fettsäuren wirken sich im Gehirn besonders stark aus, da es zu über 60 % aus Fett besteht. Dabei kommt es vor allem auf ein gutes Verhältnis der Omega-6 zu den Omega-3 Fettsäuren an. Es sollte unter 5 : 1 liegen.

Ungesättigte Fettsäuren sind besonders wichtig, denn sie versorgen die Zellmembranen mit Fluidität und unterstützen die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen. Durch die Junkfood-Ernährung haben viele Menschen zu viele Omega-6 Fettsäuren im Blut. Den meisten Menschen mit Depression oder Schizophrenie mangelt es an DHA und EPA und ihr Leiden bessert sich mit Omega-3 Nahrungsergänzungen.

 

Toxine

Toxische Belastungen können ebenfalls an psychischen Problemen beteiligt sein. Das können toxische Metalle sein, Pestizide oder organische Chemikalien. Überhöhte Kupfer-, Quecksilber- und Kadmiumwerte sind besonders häufig.

Diese Menschen brauchen ausreichend Zink, Glutathion und Selen.

 

Mangelhafte Aufnahme der Nährstoffe

Als Malabsorption bezeichnet man die mangelhafte Aufnahme (Absorption) von Substraten aus dem bereits vorverdauten Speisebrei. Das kann bereits im Magen beginnen durch zu viel oder zu wenig Magensäure, das kann im Dünndarm zu einer unvollständigen Verdauung führen oder die Nährstoffe können durch eine Schädigung des „Bürstensaums“ nicht vollständig aufgenommen werden. Als Folge können sich Nährstoffmängel einstellen, die u.a. die Gehirnfunktion beeinträchtigen.

Auch diese Probleme lassen sich durch eine Nährstofftherapie und besondere Diäten verbessern.

 

Epigenetische Einflüsse

Des Weiteren erklärt der Autor, wie epigenetische Einflüsse die Gehirngesundheit beeinflussen. Folgenden Krankheitsbildern widmet er eigene Kapitel:

  • Schizophrenie
  • Depression
  • Autismus
  • Verhaltensstörungen und ADHS
  • Alzheimer

In den letzten Teilen des Buches erklärt er den Ablauf einer Nährstofftherapie.

 

Fazit

Für jemanden, der sich noch nie mit der Thematik beschäftigt hat, sind einige Kapitel schwer zu verstehen, aber die Grundsätze seines Ansatzes werden verständlich. Wer schon einiges bei anderen Autoren gelesen hat, wird sein bisher erworbenes Wissen vertiefen.

Viel Freude beim Lesen.

 

[1] Walsh, William J. (2016): Psychische Erkrankungen anders behandeln. Gezielte Therapie mit Mikronährstoffen – natürlich und nebenwirkungsfrei. Unter Mitarbeit von Dörte Eliass. 1. Auflage. Kirchzarten, Breisgau: VAK, S. 6

[2] Walsh, William J. (2016): Psychische Erkrankungen anders behandeln. Gezielte Therapie mit Mikronährstoffen – natürlich und nebenwirkungsfrei. Unter Mitarbeit von Dörte Eliass. 1. Auflage. Kirchzarten, Breisgau: VAK, S. 7