Diese Frage kann man nicht eindeutig mit einem klaren Ja oder klaren Nein beantworten. Das liegt daran, dass es verschiedene Gruppen von Medikamenten gibt, die zusammengefasst als Psychopharmaka bezeichnet werden. Das Gemeinsame ist, dass alle auf die Psyche wirken.
Je nachdem zu welcher der vier Hauptgruppen sie gehören, unterscheiden sie sich in ihrer Wirkungsweise und haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Deshalb kann man die Frage, ob Psychopharmaka dick machen, nur mit der wenig zufriedenstellenden Aussage beantworten: Es kommt auf das genaue Medikament und auf den individuellen Stoffwechsel an!
Psychopharmaka wirken alle auf das Nervensystem, das für die Steuerung von Signalen in unserem Körper zuständig ist. Milliarden elektrischer und chemischer Signale werden über die Nervenzellen, die Neuronen (siehe Abbildung), und über ihre weitreichenden und verzweigten Fasern in Bruchteilen von Sekunden im ganzen Organismus verteilt. Man spricht deshalb vom Nervensystem, das aus dem zentralen (Gehirn) und dem peripheren (Körper) Nervensystem besteht.
![Nervensystem](https://bipolar-lotse.de/wp-content/uploads/2024/05/Nervensystem.jpg)
Um die Wirkungsweise der Psychopharmaka verständlich zu machen, möchte ich Ihnen diese Zusammenhänge genauer erläutern. Dabei beziehe mich dabei vor allem auf die Veröffentlichungen von Prof. Smollich und Dr. Volkmar Aderhold.
Prof. Smollich forscht am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Lübeck zur optimalen Verknüpfung von Ernährungs- und Arzneimitteltherapien[1] und beschäftigt sich dabei sich vor allem mit den Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln. Darüber hat er das gleichnamige Buch geschrieben [2].
Dr. Volkmar Aderhold lehrt am Institut für Sozialpsychiatrie der Uni Greifswald und engagiert sich in der Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie für die minimale Anwendung von Neuroleptika. [3]
Die Blogserie wird aus den folgenden Artikeln bestehen, die ich jeweils in meinem Newsletter ankündigen werde. Sobald die Artikel verfügbar sind, werden sie hier auch verlinkt werden
- Teil: Die vier Wirkstoffgruppen von Psychopharmaka und ihre direkten Wirkmechanismen
- Teil: Neurotransmitter als hauptsächlicher Wirkort
- Teil: Wirkung der Psychopharmaka auf weitere Stoffwechselsysteme
- Teil: Möglichkeiten zur Verringerung unerwünschter Wirkungen
Quellen
[1] Schlumm, Katharina; Sina, Christian; Schröder, Torsten; Smollich, Martin (2019): Psychopharmaka-induzierte unerwünschte Wirkungen in der Ernährungstherapie. In: Aktuelle Ernährungsmedizin 44 (05), S. 322–330. DOI: 10.1055/a-0942-9167.
[2] Smollich, Martin (2020): Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
[3] Aderhold, Volkmar; Neuroleptika – warum und wie; Aufsatz 2014; https://www.dgsp-ev.de/allgemeines/psychopharmaka-neuroleptika