Ja, die gibt es, wie eine Studie aus Kanada herausfand, die im Welt-Journal für Psychiatrie 2018 erschien. Quelle: doi: 10.5498/wjp.v8.i3.97
Das Besondere an diese Studie ist, dass es sich um das erste Nähstoffprofilsystem handelt,
- das erstellt wurde, um Ernährungsempfehlungen für die psychische Gesundheit zu geben,
- damit sie von Ärzten, Forschern und Patienten gleichermaßen genutzt werden können.
- Es kann Klinikern dabei helfen, Patienten heute zu einer gesünderen Lebensmittelauswahl anzuleiten.
- Diese Liste von Lebensmitteln und Lebensmittelkategorien mit der höchsten Dichte der 12 antidepressiven Nährstoffe sollte von Forschern bei der Konzeption künftiger Interventionsstudien
- und von Klinikern als Ernährungsoption zur Unterstützung der Prävention und Genesung von Depressionen in Betracht gezogen werden.
- In Anbetracht der Kosten, der Stigmatisierung und des Zugangs bieten Ernährungsinterventionen eine einzigartige Behandlungsmöglichkeit für psychisch Kranke.
Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, welche Lebensmittel die höchste Nährstoffdichte aufweisen und welche Nährstoffe laut wissenschaftlicher Literatur eine Rolle bei der Vorbeugung und Förderung der Genesung von depressiven Störungen spielen.
Für die Einordnung der Ergebnisse ist wichtig zu wissen, dass folgende Prämissen für die Literaturrecherche galten:
- Die Datenbanken wurden nach folgenden Stoffen durchsucht: Arsen, Biotin, Bor, Calcium, Carotinoide, Cholin, Chrom, Kupfer, Ballaststoffe, Fluorid, Folsäure, Jod, langkettige Omega-3-Fettsäuren (Docosahexansäure und Eicosapentansäure), Magnesium, Mangan, Molybdän, Niacin, Nickel, Phosphor, Kalium, Pyridoxin, Riboflavin, Selen, Natrium, Silizium, Sulfate, Vanadium, Vitamin A, Vitamin B12, Vitamin C, Vitamin E, Vitamin K und Zink
- Es wurden 236 Lebensmittel erfasst, für die es Evidenz gibt. Das heißt, das nur solche Nährstoffe eingeschlossen wurden, die sich in Humanstudien als vorteilhaft für die Behandlung oder Vorbeugung von depressiven Störungen erwiesen haben.
- Es wurden tierische und pflanzliche Lebensmittel getrennt betrachtet.
- Die Daten wurden für je eine 100 g Portion pro Lebensmittel in roher Form erfasst.
- Es wurden nur ganze, unverarbeitete Lebensmittel ohne Natrium- und Fettzusatz bewertet.
- Es wurden nicht englischsprachige Artikel, Übersichtsartikel und Meinungsartikel ausgeschlossen
- Bestimmte Nährstoffe wie langkettige Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12 und Häm-Eisen kommen nur in tierischen Lebensmitteln wie Meeresfrüchten, Fleisch, Eiern und Milchprodukten vor. In der Literatur, die die Autoren ausgewertet haben, kamen diese Stoffe in der Regel nicht vor. Deshalb fehlen Angaben dazu in der Studie.
- Es wurden keine zu vermeidenden Nahrungsbestandteile wie gesättigte Fette, Cholesterin und Natrium berücksichtigt. (Die Autoren räumen aber ein: „Darüber hinaus wird die Schädlichkeit und der potenzielle Nutzen von Nährstoffen wie gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Natrium für die körperliche und geistige Gesundheit auf der Grundlage neuerer Forschungsergebnisse in Frage gestellt, und Cholesterin gilt nach den jüngsten Ernährungsrichtlinien für Amerikaner nicht mehr als bedenklicher Nährstoff“)
Zwölf antidepressive Nährstoffe beziehen sich auf die Vorbeugung und Behandlung von depressiven Störungen: Folat, Eisen, langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), Magnesium, Kalium, Selen, Thiamin, Vitamin A, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin C und Zink. Bei den tierischen Lebensmitteln erhielten Muscheln wie Austern und Miesmuscheln, verschiedene Meeresfrüchte und Organfleisch die höchste Punktzahl. Die besten pflanzlichen Lebensmittel waren Blattgemüse, Kopfsalat, Paprika und Kreuzblütler.
Hier die Rangliste einzelner Lebensmittel:
Tierische Produkte |
Pflanzliche Produkte |
Austern |
Brunnenkresse |
Leber und Organfleisch (Milz, Nieren, Herz) |
Spinat |
Geflügelinnereien |
Senf, Rüben oder Rübengrün |
Muscheln |
Kopfsalat (rot, grün, Römersalat) |
Oktopus |
Mangold |
Krabben |
Frische Kräuter (Koriander, Basilikum, Petersilie) |
Ziege |
Zichoriengemüse (Chicorée, Radiccio) |
Thunfisch |
Wassermelone |
Stint |
Paprika |
Fischrogen |
Grünkohl, Kohl |
Blaufisch |
Kürbis |
Wolfsbarsch |
Löwenzahngrün |
Seelachs |
Blumenkohl |
Hummer |
Kohlrabi |
Regenbogenforelle |
Rotkohl |
Schnecken |
Brokkoli |
Fleckfisch |
Rosenkohl |
Lachs |
Acerola |
Hering |
Butternusskürbis |
Emu |
Papaya |
Schnapper |
Zitrone |
|
Erdbeere |
Hier die Rangliste antidepressiver Lebensmittel-Kategorien:
- Gemüse
- Organfleisch
- Obst
- Meeresfrüchte
- Hülsenfrüchte
- Fleisch
- Körner
- Nüsse und Samen
- Molkereiprodukte
Die Studienautoren heben hervor, dass die viele der oben genannten Lebensmittel im Rahmen der westlichen Ernährungsweise nicht häufig verzehrt werden, aber in den traditionellen Ernährungsweisen, wie z.B. dem Mittelmeer Ernährungsmuster. Die Belege für einen Zusammenhang zwischen Ernährungsmustern und depressiven Störungen sprechen für den Verzehr einer auf Vollwertkost basierenden traditionellen Ernährung im Gegensatz zu einem westlichen Ernährungsmuster, um Depressionen vorzubeugen und deren Genesung zu fördern.
Ein weiterer Vorteil der traditionellen Ernährungsweise mit Lebensmitteln hoher Nährstoffdichte ist, dass der täglichen Nährstoffbedarf gedeckt werden kann, ohne übermäßig viele Kalorien aufzunehmen, was nicht nur für die psychische Gesundheit von Vorteil sein kann.
Die Nahrungstrends gehen in Richtung pflanzenbasierter Kost, deshalb muss man die höheren Raten von B-Vitaminmangel in vegetarischen und veganen Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. So gibt es neuere Studien, in denen bei vegetarisch lebenden Männern höhere Raten depressiver Symptome festgestellt wurden. In der Studie wird herausgearbeitet, dass trotzdem die Mehrheit der Esser tierische Produkte verzehrt. Es gibt aber große Unterschiede zwischen hochverarbeiteten Fleisch- und Wurstprodukten aus der Massentierhaltung und den in der Studie genannten tierischen Lebensmitteln. „Der Verzehr von tierischen Produkten wie Meeresfrüchten, Organfleisch und kleinen Mengen anderer traditionell gezüchteter, minimal verarbeiteter Fleischsorten ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung bei Depressionen.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein auf die psychische Gesundheit ausgerichtetes Nährstoffprofilsystem eine Rangfolge von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln nach der Nährstoffdichte der 12 Nährstoffe ergab, die durch aktuelle Erkenntnisse unterstützt werden: Folat, Eisen, langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA), Magnesium, Kalium, Selen, Thiamin (Vitamin B1), Vitamin A, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin C und Zink. Evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen sind entscheidend für den Einsatz der Ernährungspsychiatrie in der klinischen Praxis. In Anbetracht der Kosten, der Stigmatisierung und des Zugangs bieten Ernährungsinterventionen eine einzigartige Behandlungsmöglichkeit für psychisch Kranke.