Worum ging es in der Studie?
Mit dieser Überschrift wurde im Mai 2022 eine Metaanalyse aus Indien veröffentlicht, die in der Zeitschrift des Verbandes für Arbeitspsychiatrie in Indien erschienen ist. Aus meiner Sicht wird hier sehr ehrlich das Dilemma der Psychiatrie beschrieben, das darin besteht, dass zwar durch den Einsatz von Psychopharmaka es zu einer erheblichen Verringerung der Krankheitslast und der Sterblichkeit gekommen sei, aber die Autoren im Laufe der Jahre erkannt haben, dass „der Nutzen dieser Medikamente für die psychische Gesundheit von vielen erheblichen Nebenwirkungen, der Notwendigkeit einer unangenehm langen Medikamenteneinnahme und einer unzureichenden Compliance überschattet wird, die erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Therapietreue erfordert. Darüber hinaus können Medikamente bei einem Drittel der Bevölkerung wirksam sein, während sie bei der Hälfte der Bevölkerung zu einem Rückfall führen.“
Mit meinen Worten, die Nachteile der Psychopharmaka machen es den Behandlern immer schwerer, die Patienten von deren Nutzen und von deren Anwendung zu überzeugen. So sucht man nach anderen Optionen.
Die Autoren stellen fest, dass das Interesse an lebensstilbezogenen Faktoren stetig zunehme, insbesondere das Thema Ernährung ziehe viel Aufmerksamkeit auf sich. Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen deute darauf hin, dass die Ernährung nicht nur bei der Förderung eines positiven psychischen Wohlbefindens, sondern auch bei der Behandlung psychischer Erkrankungen eine wichtige Rolle spiele.
Im Detail äußern sich die Autoren zur Wirkung von Aminosäuren, der Neubildung von Nervenzellen im Gehirn, der Omega-3 Fettsäuren, zur Bedeutung der Darm-Hirn-Achse und den Unterschieden zwischen westlicher und mediterraner Ernährung und es finden sich auch Aussagen zu Vitaminen und Mineralstoffen.
Wie bei fast jeder Studie verweisen die Autoren auf zukünftig noch durchzuführende Studien, die weitere Belege liefern sollen. So heißt es in der Zusammenfassung: „Die verfügbaren Daten belegen, dass die mediterrane Ernährung, unverarbeitete Lebensmittel, Omega-3-Fettsäuren, Nährstoffe, die reich an essenziellen Aminosäuren sind, und Vitamine bei vielen psychischen Erkrankungen ein therapeutisches Potenzial haben. Sie wurde sowohl als Ergänzung als auch als Hilfsmittel mit günstigem Ergebnis eingesetzt. Ob sie jedoch ein guter Ersatz oder eine gute Ergänzung für Psychopharmaka sind, wird sich im Laufe der Zeit durch weitere Forschung und empirische Beweise zeigen. Allein die Tatsache, dass sie bei umsichtiger Anwendung nützlich ist, stimmt inmitten der oben erwähnten Bedenken und Komplikationen der Psychopharmazie optimistisch.“
Fazit: Meine Stimmung und mein Antrieb werden von meiner Ernährung und von meinem Lebensstil beeinflusst! Ich frage mich, warum ich erst auf weitere Studien warten muss, um bestätigt zu bekommen, wie hilfreich diese Strategien sind. Mir reichen diese Belege heute schon aus, um sie für meine Stabilität zu nutzen.
Quelle: J, Chaudhury S, Chatterjee K, Kumar S. Do food and nutrition have therapeutic value for disorders of mood and conation? Ind Psychiatry J. 2022 Jan-Jun;31(1):1-5. doi: 10.4103/ipj.ipj_68_22. Epub 2022 May 20. PMID: 35800866 ; PMCID: PMC9255610.