In diesem Artikel möchte ich Ihnen eine Studie vorstellen, in der gezeigt wird, wie Serotonin das soziale Verhalten beeinflusst. Wenn ausreichend Vitamin D und Omega-3 Fettsäuren im Gehirn vorhanden sind, um so besser gelingt die Bildung des Botenstoffs Serotonin und um so normaler ist das Verhalten von Menschen mit ADHS, bipolare Störung, Schizophrenie und impulsivem Verhalten.
Für mich ist an dieser Studie sensationell, da gezeigt wird, wie Ernährungsdefizite (also ein Mangel an Vitamin D und Omega-3), eine direkte Auswirkung auf die Menge des im Gehirn gebildeten Serotonins hat. Dieses Serotonin ist für die Entwicklung des Gehirns, die soziale Wahrnehmung und die Entscheidungsfindung wichtig. Das sind genau die Bereiche, in denen Betroffenen Probleme haben und es oft so schwer machen, im Alltag zurecht zu kommen.
Bildquelle: Patrick, R.P. and Ames, B.N. (2015), Vitamin D and the omega-3 fatty acids control serotonin synthesis and action, part 2: relevance for ADHD, bipolar disorder, schizophrenia, and impulsive behavior. The FASEB Journal, 29: 2207-2222. https://doi.org/10.1096/fj.14-268342
Diese Abbildung soll diesen Zusammenhang schematisch erklären. Die Höhe des Vitamin D Spiegels limitiert die Umwandlung von Tryptophan in 5-Hydroxytryptamin. 5HT ist die biochemisch korrekte Bezeichnung für Serotonin. Wenn EPA und DHA zu gering sind, kann die Serotoninbildung nicht in ausreichender Menge ablaufen und das macht sich im Verhalten der Person bemerkbar.
Wenn man bei gesunden Probanden experimentell den Serotoninspiegel senkt, zeigen diese Menschen:
- impulsives Verhalten,
- Lern- und Gedächtnisstörungen,
- schlechte langfristige Planung,
- Unfähigkeit, kurzfristiger Befriedigung zu widerstehen, und
- Defizite im Sozialverhalten, die durch impulsive Aggression oder mangelnden Altruismus gekennzeichnet sind
- zu einer Abkehr von kooperativem Verhalten zugunsten kurzfristiger Gewinne und zu antisozialem Verhalten,
- vermehrtem unkontrollierten aggressiven Verhalten, Wutgefühlen, streitsüchtigem Verhalten und Selbstverletzungen
- den Verlust des Hemmungsverhaltens gegenüber nachteiligen Folgen, was mit Rückfällen in Verbindung gebracht wird
- einem Anstieg des aggressiven Verhaltens (bei Jugendlichen mit ADHS)
Ein bipolar Betroffener kennt diese Symptome als Teil seiner Erkrankungen. Für mich stellt sich hier die Frage:
Sind diese gesunden Probanden dann plötzlich psychisch krank?
Wenn man in einem Experiment solche Symptome bei Gesunden „erzeugt“ und diese dann auch wieder rückgängig macht, könnte man dann bei Menschen, die als psychisch krank diagnostiziert wurden, mit den gleichen Mitteln den Serotoninspiegel anheben und damit deren Störung verbessern?
Übrigens wurde der Serotoninspiegel im Gehirn experimentell durch die Verabreichung verzweigtkettiger Aminosäuren gesenkt, die beim Transport über die Blut-Hirn-Schranke stark mit Tryptophan konkurrieren und den Serotoninspiegel stark absinken lassen, es wurde also ein akuter Tryptophanmangel erzeugt. Es war ein Tryptophanmangel im Gehirn, der diese Symptome ausgelöst hat. Ein niedriger Serotoninspiegel bedeutet also genaugenommen ein Tryptophanmangel.
Ich habe das einfach bei mir (erfolgreich) ausprobiert.
Des Weiteren ist für mich an dieser Studie sensationell, dass ein hoher Spiegel an Vitamin D und Omega-3 Fettsäuren eine direkte Verhaltensänderung beim Betroffenen bewirken kann. Die Spiegel von Vitamin D und Omega-3 lassen sich einerseits einfach im Blut messen und durch relativ einfache Maßnahmen anheben, wenn sie zu niedrig sind.
Aus meiner Sicht eröffnen diese Zusammenhänge neue Therapieansätze, die zumindest ergänzend eingesetzt werden könnten, um den Betroffenen schnell zu helfen. Die Aufdosierung von Vitamin D kann innerhalb einer Woche gelingen, wenn man weiß, wie es geht, seinen Ausgangsspiegel kennt und sich gut informiert. Hier finden Sie dazu hilfreiche Informationen: „Für helle Köpfe – Vitamin D richtig supplementieren“
https://sonnenallianz.spitzen-praevention.com/mediathek-und-downloads-2/downloads
Die Fettsäurenzusammensetzung kann man mit dem Omega-3 Index ermitteln, dafür braucht man nur etwas Trockenblut in das Labor Omegametrix zu schicken und erhält nach einer Woche seine Analyse. Dort kann man nachsehen, ob man selbst genug EPA und DHA in seinen Zellmembranen hat.
Nähere Informationen dazu finden Sie hier: https://www.norsan.de/analyse/omega-3-index-messen/
Die Omega-3 Fettsäuren setzen sich aus verschiedenen Fettsäuren zusammen, die beiden wichtigen heißen EPA und DHA.
Sind die EPA/DHA-Spiegel zu niedrig, kann man diese durch die tägliche Einnahme von Omega-3 Öl oder Kapseln anheben. Wichtig ist, den Schwellwert von mindestens 2 g Omega-3 gesamt aufzunehmen. Bitte achten Sie darauf, dass Sie ein Produkt wählen, das Ihnen mindestens 1 g EPA liefert.
Vitamin D und Omega-3 Fettsäuren sind ein Traumpaar. Das heißt, es ist von Vorteil, wenn sie beide zusammen einnehmen und bitte NICHT auf nüchternen Magen, sondern zu einer fettreichen Mahlzeit, die Tageszeit ist egal.
Das sind meine Werte vom März 2021:
Ich bin der Überzeugung, dass sowohl der Vitamin D Wert als auch der hohe Anteil von EPA und DHA Bausteine meiner Stabilität sind.
Was ist Serotonin?
Der Begriff Serotonin begegnet einem als Betroffener spätestens dann, wenn man vom Psychiater ein Medikament verordnet bekommt, bei dem als Untertitel der Begriff „Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer“ steht. Menschen mit psychischen Problemen hören diesen Begriff aber schon früher, nämlich dann, wenn sie einen „Serotoninmangel“ als Ursache ihrer Depression benannt bekommen.
Wikipedia hat folgende Begriffserklärung:
„Serotonin, auch 5-Hydroxytryptamin (5-HT) oder Enteramin, ist ein Gewebshormon und Neurotransmitter. Es kommt unter anderem im Zentralnervensystem, Darmnervensystem, Herz-Kreislauf-System und im Blut vor. Der Name dieses biogenen Amins leitet sich von seiner Wirkung auf den Blutdruck ab: Serotonin ist eine Komponente des Serums, die den Tonus (Spannung) der Blutgefäße reguliert und zur Blutgerinnung beiträgt. Es wirkt außerdem auf die Magen-Darm-Tätigkeit und die Signalübertragung im Zentralnervensystem.“ (Quelle: Wikipedia)
Dieser Definition kann man entnehmen, dass Serotonin
- Ein Neurotransmitter ist, also ein Botenstoff, der im Gehirn wirkt
- Ein Gewebshormon ist, das im Darm und im Herz-Kreislauf-System und im Blut vorkommt und dort u.a. die Spannung der Blutgefäße reguliert
- Auf die Magen-Darm-Tätigkeit Einfluss hat
Des Weiteren weiß man, dass ein Großteil des Serotonins, nämlich mehr als 90 %, im Darm gebildet und dort auch verbraucht wird.
Je nach Wirkungsort im Darm oder im Gehirn erfüllt Serotonin ganz unterschiedliche Aufgaben.
Aufgaben im zentralen Nervensystem / Gehirn |
Aufgaben in der Peripherie / im Darm |
Stimmungsaufhellend |
Beteiligt an der Blutgerinnung |
Entspannend |
Beteiligt an der Wundheilung |
Angstlösend |
Beeinflusst die Peristaltik |
Antidepressiv |
Beeinflusst die Resorption |
Fördert Lernen und Gedächtnis |
Beeinflusst die Immunaktivität |
Deshalb wird es als „Chefhormon“ oder „Glückshormon“ bezeichnet |
Beeinflusst das Schmerzempfinden |
Quelle: „Die Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse – Neue Erkenntnisse aus der neurologischen Forschung“ OM&Ernährung 2019, Nr. 12, Seite 25 ff.
Das Serotonin, das im Gehirn als Neurotransmitter (Botenstoff) und Hormon benötigt wird, muss im Gehirn – also vor Ort – aus Ausgangsstoffen gebildet werden. Das Serotonin, das im Darm gebildet wird, ist zu groß, um die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Allerdings gibt es eine Art „Standleitung“ vom Darm ins Gehirn, und zwar den Vagusnerv. Das ist eine Direktverbindung. Neuere Veröffentlichungen gehen davon aus, dass über diesen Vagusnerv das im Darm gebildete Serotonin auch auf direktem Wege ins Gehirn gelangen kann. Die Serotoninrezeptoren sind im Gehirn und Darm gleich. Das veranlasste die Autorin des Buches „Darm mit Charme“ Giulia Enders zu der Frage: „Vielleicht muss nur ihr Bauch auf die Couch – und der Kopf ist gar nicht schuld?“ (S.148)
Die folgenden Aussagen stammen aus einer Studie mit der Überschrift „Vitamin D und Omega-3 Fettsäuren steuern die Serotoninsynthese und -wirkung – Bedeutung für ADHS, bipolare Störung Schizophrenie und impulsives Verhalten“ von Patrick, R.P. and Ames, B.N. (2015), Vitamin D and the omega-3 fatty acids control serotonin synthesis and action, part 2: relevance for ADHD, bipolar disorder, schizophrenia, and impulsive behavior. The FASEB Journal, 29: 2207-2222. https://doi.org/10.1096/fj.14-268342 .
Diese Studie kann hier im Blog in deutscher Übersetzung nachgelesen werden.
- Serotonin spielt als Neurotransmitter, Hormon und Hirnmorphogen eine entscheidende Rolle für die Gehirnfunktion.
- Serotonin ist in bestimmten Hirnregionen konzentriert, von denen bekannt ist, dass sie die soziale Kognition und Entscheidungsfindung regulieren und die zusammenfassend als „soziales Gehirn“ bezeichnet werden.
- Es gibt eine Fülle von Belegen für den Zusammenhang zwischen Serotonin und sozialem Verhalten. So wurden beispielsweise Polymorphismen (Genvarianten) im Serotonin-Transporter-Gen mit sozialen Verhaltensstörungen wie Aggression, Impulsivität, Angst, Psychopathologie und Persönlichkeitsstörung in Verbindung gebracht.
- Neuropsychiatrische Störungen sind multifaktoriell bedingt und werden wahrscheinlich durch eine komplexe Wechselwirkung zwischen Genetik, Ernährung und Umwelt beeinflusst.
- Bei der Identifizierung von Genvariationen, die mit psychiatrischen Störungen in Verbindung gebracht werden, sind erhebliche Fortschritte erzielt worden, und für einige gibt es eine gemeinsame genetische Ätiologie (Ursachen).
- Weniger bekannt ist, wie Ernährungsdefizite mit genetischen Signalwegen wie dem Serotonin-Signalweg interagieren können.
- An den kognitiven Funktionen sind Milliarden von Neuronen beteiligt, die mit zahlreichen biochemischen Bahnen und den dazugehörigen Enzymen zusammenarbeiten. Viele dieser Enzyme benötigen Mikronährstoffe, essenzielle Vitamine und Mineralien als Kofaktoren für eine optimale Funktion.
- Es ist daher zu erwarten, dass eine suboptimale Funktion, die durch einen Mangel an Mikronährstoffen verursacht wird, die Funktionen der Proteine und Enzyme, die an der Gehirnfunktion beteiligt sind, beeinträchtigen könnte.
- Mehrere Faktoren, darunter Mikronährstoffmangel, Bewegung, Entzündungen und Stress, beeinflussen nachweislich den Serotonin-Weg, und wirken sich folglich auf das Sozialverhalten aus.
In der Studie wird nachgewiesen, dass Serotonin
- exekutive Funktionen,
- Impulsivität,
- sensorische Steuerung und
- soziales Verhalten reguliert.
- Es wird die These aufgestellt, dass Autismus-Spektrum-Störungen (ASD), Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), bipolare Störungen, Schizophrenie und impulsives Verhalten aufgrund von Funktionsstörungen im Serotoninweg alle Defekte in diesen Funktionen aufweisen.
Es wird gezeigt, dass Ernährungsinterventionen, insbesondere
- Vitamin D
- Omega-3 Fettsäure EPA
- Omega-3 Fettsäure DHA
die Serotoninfreisetzung erhöht und die Serotoninwirkung beeinflusst wird.
Für mich heißt das: Über die Gabe von ausreichend Vitamin D und Omega-3 Öl kann man Funktionsstörungen im Gehirn beseitigen und das Verhalten und Denken von Betroffenen normalisieren. Genau das habe ich gemacht!
Tja, worauf warten Sie noch?