Die B-Vitamine heißen nicht umsonst „Nervenvitamine“. Sie haben nicht nur Auswirkungen auf die Nerven an sich, sondern auch auf die Psyche. Das Vitamin mit der Nummer 12 ist das wichtigste B-Vitamin.

„Vitamin B12 ist eines der wichtigsten Vitamine für unsere Zelle – ohne Vitamin B12 keine Zellteilung, also auch kein Wachstum, keine neuen roten Blutkörperchen und kein funktionierendes Nervensystem. Erst mit B12 wird Heilung möglich.

Woher B12 kommt: Vitamin B12 wird von der Bakterienflora im Verdauungstrakt gebildet und kommt daher nur in tierischen Produkten vor: vor allem in Innereien, in Fleisch, Fisch und Milchprodukten. Alternativen auf Algenbasis enthalten zwar auch B12, allerdings nur als Analoga ohne Vitaminwirksamkeit. Ein Teil des benötigten Vitamins B12 kann unsere Darmflora zwar tatsächlich selbst herstellen – für eine komplette Versorgung reicht dies jedoch nicht aus.

Was B12 kann: Vitamin B12 wandelt das wichtige Zellvitamin Folsäure in seine aktive Form um. Es ist wesentlich am Bau roter Blutkörperchen beteiligt und sorgt hier für den Einbau von Eisen. Bei Vitamin-B12-Mangel kommt es zu Blutarmut: die Blutkörperchen verändern ihre Form, Betroffene sehen blass aus und sind müde. Es kann außerdem zu neurologischen Störungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen kommen; sogar zu psychischen Störungen bis hin zu Depressionen. Bei Vitamin-B12-Mangel funktionieren Methylierungsprozesse nicht. In der Folge kann Homocystein nicht recycelt werden und steigt gefährlich an, außerdem leidet die Produktion von Neurotransmittern. Weil Vitamin B12 langfristig in der Leber gespeichert wird, fallen Mangelzustände z.B. bei strengen Veganern manchmal erst nach Monaten oder Jahren auf – können dann aber gravierende Folgen haben.“ Quelle: Dr. Ulrich Strunz: Neuer Wunder der Heilung und https://www.strunz.com/news/warum-vitamin-b12-so-wichtig-ist.html

Spiegel messen lassen: Den Vitamin B12 Spiegel kann man messen lassen. Der Referenzbereich ist sehr breit, er liegt zwischen 197 – 771 pg/ml. Werte unter 200 pg/ml gelten als Mangel. Es gibt auch Ärzte, die Werte von über 1.000 pg/ml für anstrebenswert halten. Da der Referenzbereich sehr breit ist, halte ich persönlich Werte im oberen Bereich für sinnvoller als im niedrigeren Referenzbereich.

Am besten einen Vitamin B-Komplex anwenden: Die B-Vitamine bilden eine ganze Familie und bestehen aus acht verschiedenen B-Vitaminen. Da sie alle miteinander wechselwirken, profitieren Menschen mit psychischen Problemen von allen zusammen. Solche Produkte werden als „Vitamin B Komplex“ angeboten.

Hier stelle ich Ihnen zwei Studien vor, die 2020 und 2021 erschienen sind. In einer

Überblicksarbeit zum Einfluss von Supplementierungen und Ernährungsinterventionen auf die pathogenen Prozesse von Stimmungsstörungen“ (die Originalstudie finden Sie hier: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33652997/ und meine Übertragung des Textes in Deutsche finden Sie im Blog unter „wissenschaftliche Studien“) wird festgestellt, dass

  • Veränderte B12 Spiegel mit Entzündungszuständen in Verbindung gebracht werden, die zu psychiatrischen Störungen, einschließlich Depressionen, führen
  • Entzündungen und depressive Symptome in einer bidirektionalen Beziehung stehen, die sich gegenseitig begünstigt und fördert
  • Vitamine B9 (Folate) und B12 den Homocysteinspiegel senken
  • Hohe Homocysteinspiegel von über 10 µmol/l ein Indikator für einen Mangel an B9 und B12 sind, da Folat und Vitamin B12 an der Umwandlung von Homocystein in Methionin beteiligt sind
  • Homocystein entscheidend für die Bildung von Neurotransmittern ist, daher können veränderte Homocysteinspiegel die Stimmung beeinflussen
  • eine Folat- und/oder Vitamin B12-Supplementierung Homocystein senkt, was zu einer verbesserten Methylierung und Neurotransmitter-Stoffwechsel und -Freisetzung beitragen kann
  • Eine Hyperhomocysteinämie (d.h. ein Anstieg der Serumhomocysteinkonzentration über den normalen Plasma- oder Serumhomocysteinspiegel) mit einem Risiko für Gefäßerkrankungen, gestörten Knochenumbau, Krebs, Morbus Parkinson, Alzheimer-Demenz, geistige Retardierung und Anzeichen und Symptome neurologischer Funktionsstörungen, einschließlich Major Depression und Schizophrenie, verbunden ist

Im Juli 2020 erschien eine Studie aus Jena,

Akute Vitamin B12-Supplementierung löst eine antidepressive Reaktion aus und verändert das Gen Ntrk-2“ (die Originalstudie finden Sie hier https://doi.org/10.1016/j.neuropharm.2020.108112 und meine Übertragung des Textes in Deutsche finden Sie im Blog unter „wissenschaftliche Studien“)

die zwar nur an Mäusen, aber immerhin bewiesen hat, dass eine einmalige Gabe von Vitamin B12 24 Stunden später depressionsähnliches Verhalten bei Mäusen verbessert. Begründet wird das damit, dass eine akute Supplementierung mit Vitamin B12, aber nicht mit Folsäure, selektiv die DNA-Methylierung und die Genexpression von Ntrk-2 in vitro veränderte, obwohl DNA-Methylierung und Ntrk-2-Genexpression in vivo nicht korrelieren. Dieses Ntrk-2 Gen kodiert den BDNF-Rezeptor.

Was ist BDNF?

„Der Wachstumsfaktor BDNF (Brain-derived neurotrophic factor) wird im ausgereiften Gehirn vor allem im Hippocampus gebildet. Hier spielt er eine bedeutende Rolle für das Langzeitgedächtnis und das abstrakte Denken. Patienten mit Depressionen zeigen erniedrigte BDNF-Blutspiegel. Auch psychosozialer Stress geht mit erniedrigtem Serum-BDNF einher. Eine Ursache dafür ist, dass Stress die Expression von BDNF hemmt, wahrscheinlich über die Sekretion des Stresshormons Cortisol. Chronischer Stress kann daher den BDNF-Spiegel bereits senken, bevor sich neuroanatomische Veränderungen manifestieren. … Neben den klassischen Antidepressiva können auch andere Präparate einen Anstieg des BDNF-Serumspiegels bewirken. Die Gabe von Omega-3-Fettsäuren, Zink und Vitamin E ist mit einem Anstieg des BDNF-Serumspiegels verbunden, wohingegen mehrfach gesättigte Fette und Zucker den Blutspiegel reduzieren. Schlafregulation und Stressabbau können

ebenfalls mit einem Anstieg des BDNF verbunden sein.“

Quelle: „BDNF – ein Serummarker bei Depression und Burnout“ Diagnostikinformation Nr. 302 des Instituts für medizinische Diagnostik Berlin IMD. https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/bdnf-ein-serum-marker-bei-depression-und-burnout-zur-objektivierung-des-behandlungserfolges.html

Einen Vortrag dazu kann man sich kostenlos und ohne Anmeldung bei www.inflammatio.de im Videoarchiv ansehen.

Der BDNF-Rezeptor wird über das Vitamin B12 beeinflusst und bewirkt auf diese Weise einen antidepressiven Effekt.

Das ist doch spannend – oder?